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Bericht der Kirchenleitung
2003 – 2004

(Übersetzung, stark gekürzt)
Synopse

 


2 Wort des Ratsvorsitzenden Luiz Artur Eichholz [Hier nicht übersetzt.]
3 Bericht des Präsidiums
3 Die gastgebende Gemeinde
5 Das Heute in der Welt und im Land
5 Unsere evangelische Identität lutherischen Bekenntnisses
6 Aktivitäten: Kontinuität und Erneuerung
8 Zeugnis in der Öffentlichkeit
8 Theologische Qualifizierung, Berufung, Ordination und Sendung von kirchlichen MitarbeiterInnen; theologische Förderung der Gemeindevorstände
11 Ökumene
16 Neue Akzentsetzungen in der IECLB
22 In memoriam
22 Zum Schluss

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Die örtliche Vorbereitung der Kirchenversammlung lag in Händen von drei Partnern: die Ortsgemeinde São Leopoldo, die Synode Rio dos Sinos und dieTheologischen Hochschule.

Gemeinde São Leopoldo – Die Entstehung der Gemeinde von São Leopoldo geht auf die Ankunft von deutschen Einwanderern am 25. Juli 1824 zurück. Ihre Mehrzahl war evangelisch. Da der Katholizismus Staatsreligion war und auch das Standesamt führte, waren die Evangelischen Bürger zweiter Klasse und konnten ihren Glauben nur in Hauskirchen ausüben. Das änderte sich grundlegend erst mit der Ausrufung des republikanischen Regimes am 15. No-vember 1889. Infolge der damit wenigsten formell erlangten Religionsfreiheit konnten Kirchen errichtet werden. Die Gemeinde São Leopoldo hat ihre neue Kirche gerade deshalb am 15.11.1911 eingeweiht. Zur Gemeinde gehören heute ca. 1.700 Familien, bzw. 6.000 Personen. Charakteristisch für die Gemeinde ist eine lebendige Gruppenarbeit. Es gibt über 30 verschiedene Gruppen, die im Monat zu insgesamt mehr als 130 Arbeitssitzungen zusammen-kommen. Die Probleme der Arbeitslosigkeit und der Gewalttätigkeit in der Gesellschaft gehen nicht spurlos an der Gemeinde vorüber. Folgen sind: geringere Beiträge und schwächere Beteiligung an Veranstaltungen. Die kirchlichen Anstalten auf dem Spiegelberg, mit vielen Studenten und Dozenten, sowie auch die Leitung der Synode Rio dos Sinos liegen im Bereich der Ortsgemeinde und veranlassen einen regen Austausch.

Synode Rio dos Sinos – Infolge der Einführung der neuen Struktur der Kirche (1998) und der Aufteilung in 18 Synoden gehört São Leopoldo zur Synode Rio dos Sinos. Diese umfasst 36 Pfarreien, 58 Gemeinden und 59 Predigtstellen (die noch nicht als Gemeinden organisiert sind). Synodalpfarrer ist Enos Heidemann und Vorsitzende des Synodalrates Frau Vera Liane Roth. Die Verwaltung liegt im alten “Synodalhaus”; ein neues befindet sich im Bau. Im Bereich der Synode sind es über 50 Tausend Mitglieder; die kirchlichen MitarbeiterInnen sind 203.

Die Theologische Hochschule ist das älteste Ausbildungszentrum der IECLB (1946 gegrün-det) und zählt zu den wichtigsten theologischen Ausbildungs- und Forschungszentren in Lateinamerika. Das Bakkalaureat in Theologie wurde 1999 vom Kultusministerium offiziell als akademischer Hochschulabschluss anerkannt. Auch Studierende anderer Denominationen werden aufgenommen werden. Der Grundkurs ist derselbe für die AnwärterInnen der drei Ämter: das Pfarramt, das katechetische und das diakonische Amt. Es sind gegenwärtig ca. 250 StudentInnen immatrikuliert. Seit 2003 gibt es den Hochschulkurs für Musiktherapie, heute mit 50 Studierenden. Es ist der einzige Kurs dieser Art in Rio Grande do Sul. Im Ökumenischen Institut für Post-Graduierung absolvieren z. Zeit ca. 110 Personen aus verschiedenen Ländern und Denominationen einen Magister- bzw. Doktorkurs. Davon abgesehen werden laufend 5 bis 6 Spezialisierungskurse lato sensu für verschiedene Fächer angeboten. Die angeschlossene Escola Sinodal de Educação Profissional (ca. 80 Stud.) bietet fachliche Berufsausbildung in Musik und für diakonische Dienste. Laufende biblisch-theologische Fortbildungskurse für Laien, Religionslehrer u. a. wurden schon von ca. 5.000 Menschen absolviert. Die Theologische Hoch-schule legt grossen Wert auf einen qualifizierten Lehrkörper und pflegt einen regen weltweiten Austausch von DozentInnen und StudentInnen mit einer Reihe von anderen Schulen.

Das Heute in der Welt und in Brasilien – Die internationale Szene wird in den letzten Jahren durch die fortschreitende wirtschaftliche Globalisierung bestimmt. Der Welthandel expandiert, vertieft aber das Ungleichgewicht. Gemäss Aussage des Präsidenten Lula in seiner Rede auf der UNO (21.09.04), “lag 1820 die Differenz des Pro-Kopf-Einkommens zwischen dem reichs-ten und dem ärmsten Land des Planeten unter 5 Mal”, während heute “diese Differenz bei 80 Mal liegt”, mit Tendenz zu fortschreitender Konzentration des Reichtums. Das Wirtschaftssystem muss radikal verändert werden, um Armut und Misere zu verringern.

Ein anderer schwerwiegender Faktor in den internationalen Beziehungen ist der so genannte Krieg gegen den Terrorismus. Nach der Zerstörung der “Zwillingstürme” in New York (11.09.01) sieht sich die vorherrschende militärische Potenz zu Präventivkriegen berechtigt und so anderen Völkern ihren Willen aufzuzwingen auch gegen den Rat der UNO. Es ist dringend nötig, die UNO als multilaterales Organ für die Wahrung des Friedens, die Reglementierung des Handels und die Bekämpfung des Hungers zu stärken. Der Unilateralismus ist eine der grössten Gefah-ren für die ärmeren Völker.

Im nationalen Bereich ist das soziale Ungleichgewicht besonders eklatant. Die Konzentration des Reichtums ist ja hier so stark wie in kaum einem anderen Land. Eine strikte Haushaltspolitik hält die Inflation unter Kontrolle. Infolge der halbwegs stabilen wirtschaftlichen Situation konnte Brasilien mit seinen Exporten auf dem Weltmarkt gute Erfolge erzielen. Aber die durch Fleiss und soziale Einschränkungen erwirtschafteten Devisen gehen zum grössten Teil in Abzahlungen der monumentalen Auslandsverschuldung drauf. Die Regierung Lula steht im zweiten Jahr des Mandats vor der enormen Aufgabe, das Ungleichgewicht durch massivere Investierung im sozialen Bereich abzubauen. Die bewusste Beteiligung der Kirchen an Bürgerinitiativen und sozialen Bewegungen in dieser Hinsicht ist ein notwendiger Dienst.

Das religiöse Umfeld stellt sich in Brasilien wie in anderen Ländern immer stärker plural aus-geprägt dar. Die religiöse Mobilität ist enorm. Der prozentuale Anteil der Katholiken an der Bevölkerung ist laufend am Fallen (1991: 83%; 2000: 73,5%). Gemäss der Volkszählung von 2000 erklärten sich 15,4% der Bevölkerung als evangelisch (1991: 9%), und 1,062 Millionen (nur 0,62%) als Lutheraner, immerhin noch mehr als die Zahlen der innerkirchlichen Statistik der beiden ev.-lutherischen Kirchen.

Überraschend ist das rapide Wachstum der Gruppe von Menschen, die sich als religionslos bezeichnen: ca. 12 Millionen (7,3%; 1991: 4,8%), und das in einer Zeit, in der das religiöse Angebot viel breiter und aggressiver geworden ist. Die Zahl der Religionslosen ist besonders hoch unter den 15- bis 19-Jährigen. Das könnte eine Tendenz für die Zukunft andeuten. Auch in der IECLB “verschwinden” uns viele Jugendliche nach der Konfirmation – eine grosse Herausforderung!

Evangelische Identität lutherischen Bekenntnisses – Wie bezeugen wir in diesem Kontext das Proprium der Reformation? Sola gratia, sola fide, sola Scriptura sind theologische Konzepte, die in der heutigen Zeit des religiösen Wettbewerbs durchaus nicht ihre Relevanz verloren haben. Sie geben dem Leben und der Kirche einen tiefen, in Gott gegründeten Sinn und damit eine grosse Freiheit (Joh. 8,36… so seid ihr wirklich frei), wie sie allein in der Nachfolge, durch die Gnade und in der Gemeinschaft des Leibes Christi erfahren werden kann. Rechtfertigung und Freiheit – in der Bindung durch den Glauben allein an Gott werden wir frei und gleichzeitig verpflichtet, allen Menschen dienstbar zu sein. Vergl. Luther, Von der Freiheit eines Christenmenschen. Diese Gabe und Aufgabe wird uns mit der Taufe, mit der Eingliederung in den Leib Christi erteilt und ist täglich neu zu bewähren. Das ist ein kostbares Erbe der Reformation. Da-für sind wir dankbar. Aber darauf kann man sich nicht ausruhen. Als Gemeinden, die nun seit 180 in Brasilien anwesend sind, haben wir dieses Verständnis der Freiheit und des Dienens in der heutigen Wettbewerbsgesellschaft des angeblich freien Marktes zum Tragen zu bringen.

Tätigkeitsbericht: Kontinuität und Erneuerung

Präsident P. Dr. Walter Altmann (hauptamtlich)
1. Vizepräsident: P. Homero Severo Pinto
2. Vizepräsident: P. Dr. Rolf Schünemann

Die Vizepräsidenten beteiligen sich an den Aufgaben der Präsidentschaft neben ihren haupt-amtlichen Funktionen als Synodalpfarrer. Der 1. Vizepräsident hat vorwiegend Aufgaben im Bereich der Ausbildung und des Personals, der 2. Vizepräsident Aufgaben in ökumenischen und öffentlichen Vertretungen übernommen. Der Kirchenpräsident hat Dr. Carlos Gilberto Bock zu seinem Assessor berufen.

Zu den wichtigsten Aufgaben des Kirchenpräsidenten gehören: die Koordinierung der kirchli-chen Aktivitäten, die Wachsamkeit über die Einheit und die konfessionelle Identität, die pasto-ral-theologische Orientierung, die ökumenische und öffentliche Vertretung der Kirche.

Die Aufgabe in Bezug auf die Gemeinden wird z. B. durch die Teilnahme an Synodalversamm-lungen und an Kirchentagen wahrgenommen. Ausserdem werden Besuchsprogramme von 7 bis 10 Tagen im Bereich einer bestimmten Synode durchgeführt. Solche Pastoralbesuche fanden 2003 in den Synoden Mato Grosso und Espírito Santo a Belém statt. 2004 wurde eine Besuchsreise durch die Synode Rio Paraná durchgeführt. Für 2005 ist eine Reise durch die Amazonas-Synode vorgemerkt sowie die Teilnahme an MitarbeiterInnenkonferenzen und synodalen Ratssitzungen. 2006 werden die Präsidenten dann wieder an Synodalversammlun-gen teilnehmen.

Missionarischer Aktionsplan (MAPI) – Der im Jahr 2000 angenommen MAPI hat in den Gemeinden das Bewusstsein gestärkt, dass die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch ist. Dem wurde durch mancherlei Initiativen entsprochen, z. B. durch die Eröffnung Arbeitsfelder. Es folgt die Aufstellung der 2003 und 2004 gebildeten neuen Arbeitsfelder und anschliessend die Liste der neuen Projekte, die von ausländischen Partnern in den beiden Jahren Unterstüt-zung erhalten und die zu den laufenden Projekten hinzukommen. Den Partnerorganisation wird gedankt. Etwa ein Drittel der von der IECLB verwalteten Mittel sind für missionarische Projekte bestimmt. Dazu kommen noch diejenigen, die von den Synoden in Eigenverantwortung geführt werden. Eine dringende Aufgabe ist es, für die Koordinierung des MAPI theologische und verwaltungsmässige Kriterien aufzustellen für die Ausarbeitung von Projekten, ihre Begleitung und Evaluierung. Der Rat hat beschlossen, dafür eine Missionsabteilung zu schaffen und diese Stelle ab 2005 zu besetzen. Die Mission muss mehr und mehr zu einem eigenen Anliegen werden, auch was das finanzielle Aufkommen dafür angeht.

Öffentliches Zeugnis – In kleinen aber gut überlegten und beständigen Schritten hat die IECLB ihre sichtbare und hörbare Präsenz in der Öffentlichkeit verstärkt. Das Klima bei Regie-rungsstellen und unter der Bevölkerung ist dafür günstig. Man ist bereit, auf Vorschläge und Kritik seitens der Kirchen zu hören, wenn es um das Wohl des Volkes geht.

In Anliegen wie die der Kleinbauern, der Demokratie, der Menschenrechte, der Solidarität mit den indigenen Völkern hat die IECLB schon langjährige Erfahrung. Viele Projekte der Lutherischen Stiftung für Diakonie sind diesen Aufgaben gewidmet. Das darf nicht nur in der Anonymität geschehen. Dank der Berufung einer Presseassistentin kommt unsere Stimme öfter an die Öffentlichkeit. Unser Gesicht nach aussen wird auch durch die neue Zeitschrift Novo Olhar dargestellt. Die Kirchenzeitung Jornal Evangélico Luterano ist dynamischer ausgestaltet worden. Die laufend aktualisierte IECLB-Internet-Plattform ist für die Kommunikation ein ausgezeichnetes Werkzeug. Zum Beispiel hat der Hirtenbrief zu den Wahlen vom 3.10. infolge dessen ein erstaunliches Echo erreicht.

Jedoch müssen wir den Kontakt mit verschiedenen Segmenten der Gesellschaft, und auch in der IECLB selbst, noch verbessern. Das gilt z. B. in Bezug auf die Glieder mit einem politischen Mandat, die evangelischen Unternehmer, die Freiberufler, Akademiker, Journalisten und Gewerkschaftler. Viele von ihnen stehen auf verantwortlichen Posten in der Gesellschaft, haben sich aber aus den verschiedensten Gründen z. T. von der geistlichen Heimat entfremdet und werden selbst durch unsere Statistik nicht mehr erfasst. Wir müssen mit ihnen neuen Kontakt aufnehmen, ihre Meinung hören und sie seelsorgerlich begleiten.

Theologische Ausbildung, Berufung, Ordination und Entsendung von kirchlichen MitarbeiterInnen und theologische Qualifikation der Laien

Gott sei Dank, haben wir für die Parochien und Missionsstellen eine wachsende Zahl von Menschen, die auf drei Schulen ausgebildet werden: Escola Superior de Teologia (EST, São Leopoldo), Faculdade Luterana de Teologia (FLT, São Bento do Sul) und Faculdade de Teologia Evangélica em Curitiba (FATEV). Die Zahl der kirchlichen MitarbeiterInnen ist in den Berichtsjahren von 1.164 auf 1.244 um 80 gestiegen. Die Personalpolitik ist eine dringende Aufgabe, und darüber wird von den zuständigen Referenten des Generalsekretariats ausführlicher berichtet.

Die Entsendung und Stellenbesetzung ist schwieriger geworden. Beim Wettbewerb um den “Stellenmarkt”, wo die lokalen Vorstände das letzte Wort haben, bleiben manche auf der Strecke. Auf diesem Konzil stehen wir vor der Aufgabe, für die Entsendung (oder eine zweite Entsendung) seitens der Kirchenleitung neue Regelungen zu treffen, weil in der Praxis mehr und mehr Fälle auftauchen, die in der 2002 angenommen Amtsordnung nicht bedacht worden sind.

Nach lutherischem Kirchenverständnis ist die Gemeinde zwar die Basis der Kirche, die ihre MitarbeiterInnen beruft. Aber bei diesem Prozess muss die Gesamtkirche im Blickfeld bleiben. AmtsträgerInnen sind mehr als blosse Angestellte einer Gemeinde, die beliebig eingestellt oder weggeschickt werden könnten. Alle kirchlichen MitarbeiterInnen werden von der Kirche ausgebildet, habilitiert, entsandt und ordiniert aufgrund von Ordnungen und Regeln, mit denen die Ordinierten und die Gemeinden sich verpflichten. Unser Kirchenverständinis ist weder episkopal noch kongregational. Wir sind eine Gemeinde von Gemeinden, aufgebaut von unten her, ja, aber immer im Horizont der grösseren, konziliaren Gemeinschaft aller Gemeinden unterein-ander.

Die theologische Ausbildung wird fortgesetzt durch das einjährige Vikariat, das jetzt besser strukturiert ist. Theologische Fortbildung wird sowohl den AmtsträgerInnen als auch den führenden Laien in mancherlei Fortbildungskursen angeboten.

Es folgt die Namenliste der seit dem Konzil 2002 Ordinierten und die Zusammenfassung:

Amt                                      Insgesamt                Männer            Frauen
Pfarramt                                    70                         51                       19
Katechetisches Amt                 10                           4                          6
Diakonisches Amt                     21                          6                         15
Missionnarisches Amt              15                          11                         4
TOTAL                                    116                          72                        44

Kirchliche MitarbeiterInnen im Ausland – AmtsträgerInnen der IECLB sind tätig in Deutschland, Schweiz, Ungarn, USA, Honduras, Costa Rica, El Salvador, Ecuador und Chile. Wir sind dankbar für die Vereinbarungen mit den jeweiligen Kirchen. Die Auslandserfahrung stärkt die weltweite Gemeinschaft und wirkt sich in positiven Impulsen auf die IECLB selbst aus. – Dass der missionarische Dienst gefährlich sein kann, haben wir durch die Ermordung der Diakonisse Doraci Julita Edinger (+21.2.04) in Nampula, Mozambik, schmerzlich erfahren. Keine andere Sache hat in diesem Jahr den Kirchenpräsidenten so stark in Anspruch genommen. Die Aufklä-rung des Verbrechens steht noch aus. Währenddessen verhält die IECLB sich abwartend in Bezug auf die Entsendung neuer MitarbeiterInnen nach Mozambik.

Ökumene

Ökumenischer Rat der Kirchen – Der Zentralausschuss des ÖKR hat sich 2003 bekanntlich für Porto Alegre als den Ort für die 9. Vollversammlung (Februar 2006) entschieden. Deshalb steht dieses Ereignis stark im Blickfeld der IECLB. Unsere Pastorin Cibele Kuss ist Mitglied des Zentralausschusses, und Pfr. Rui L. Bernhard ist zum Exekutivsekretär des brasilianischen Vorbereitungskomitees der Vollversammlung gewählt worden.

Der Lateinamerikanischer Rat der Kirchen (CLAI) hat Mitte Mai 2004 in Santiago/Chile die 2. kontinentale Begegnung der Konfessionsfamilien durchgeführt. Ausser den traditionellen protestantischen Kirchen waren diesmal auch die Pfingstkirchen stark dabei sowie weltweite VertreterInnen. Im August 2004 fand unter der Schirmherrschaft des CLAI in São Paulo eine kontinentale Konsultation über Marktintegration und Menschenwürde statt. Es haben ca. 80 Personen aus 22 Ländern (Vertreter von 30 Denominationen und Organisationen) teilgenom-men. Seitens der IECLB war der Soziologe Dr. Waldo Cesar dort, Glied der Beratungsgruppe für öffentliche Verantwortung.

Brasilianischer Rat der Kirchen (CONIC) – Mit Sitz in Brasilia ist diese Organisation eine wichtige Verbindungsstelle zu den politischen Regierungskräften sowie zu der katholischen Bischofskonferenz, die dort ebenfalls ihr Sekretariat hat. Übrigens ist auch die römisch-kat-holische Kirche Mitglied des CONIC. Im April 2003 hat der Bundespräsident die Leitung des CONIC sowie der CESE (Coordenadoria Ecumênica de Serviço) in Audienz empfangen. Diese Organisationen liessen den Präsidenten wissen, dass sie gehört werden wollen in Bezug auf die Nöte des Volkes und bereit sind zur Mitarbeit und zur kritischen Begleitung der sozialen Regierungsprogramme. Im Mai 2003 empfing der Bundespräsident die Leiter des CONIC zusammen mit dem Generalsekretär des ÖRK, Dr. Konrad Raiser; er wurde informiert über die 9. ÖRK-Vollversammlung in P. Alegre (2006). Der IECLB-Kirchenpräsident war dabei. Am 10.9.2004 trafen sich in Brasília die Leiter der Mitgliedskirchen mit dem CONIC-Vorstand. Auf der Tagesordnung stand der strategische Aktionsplan des CONIC für die kommenden Jahre. Der Staatsminister Luiz Dulci (Sekretariat des Bundespräsidenten) besuchte diese Versamm-ung als Vertreter der Regierung und betonte das Interesse, die Kirchen in Bezug auf die Regierungsprogramme anzuhören. [Mit Genugtuung stellt die IECLB die Anwesenheit von mehreren Vertretern der CONIC-Kirchen hier auf ihrer 24. Kirchenversammnlung fest. Im ökumenischen Gottesdienst, der zum ersten Mal auf einer Kirchenversammlung gefeiert wird, wird Bischof Adriel de Souza Maia (Methodist) die Predigt halten.]

Von den Vorbereitungen zur 9. Vollversammlung des ÖRK, 14.-23.02.2006 – Die Vorberei-tungen begannen im Mai 2003 mit dem Besuch von Dr. Konrad Raiser und mit der Konstitution des nationalen Vorbereitungskomitees aus CONIC-Kirchen und ökumenischen Organisationen. Das nationale Komitee versammelt sich zwei Mal im Jahr, das lokale Komitee monatlich unter der Koordination des Exekutivsekretärs P. Rui L. Bernhard (von der IECLB), der ab Mai 2004 vollamtlich mit dieser Aufgabe betraut ist. Im November werden die internationalen Komitees für Planung und Liturgie der Vollversammlung sich ebenfalls in P. Alegre versammeln, mit Beteiligung des Generalsekretärs Dr. Samuel Kobia.

Lutherischer Weltbund (LWB) – Mitteilungen von der 10. Vollversammlung in Winnipeg, 21.-31. Juli 2003. Thema Zur Heilung der Welt. Acht VertreterInnen der IECLB waren dabei. Bi-schof Hanson (ELCA, USA) wurde zum Präsidenten gewählt. Der LWB bezeichnet sich nun auch als eine Gemeinschaft von Kirchen. Kirchenpräsident Dr. Altmann wurde in den LWB-Rat und als solcher auch zum Präsidenten der Abteilung für Mission und Entwicklung gewählt, womit er zum LWB-Exekutivkomitee gehört. P. Silvio Schneider, Leiter der Lutherischen Stiftung für Diakonie, ist in das ständige Komitee für Weltdienst und P. Heitor Meurer zum Kommunikationsberater gewählt worden. Dr. Ingo Wulfhorst und Rudelmar Bueno de Faria (Glieder der IECLB) sind ständige Mitarbeiter in Genf (Studienabteilung bzw. Weltdienst).

Auf der LWB-Ratstagung Anfang September 2004 wurde Dr. Ishmael Noko als General-sekretär wiedergewählt. Dr. Kjell Nordstokke, ehemaliger Pfarrer der IECLB und Dozent an der EST in São Leopoldo, wurde zum neuen Leiter der Abteilung für Mission und Entwicklung. Dr. Luís Henrique Dreher (IECLB, Juiz de Fora, MG) wurde in die Internationale Lutherisch-Reformierte Dialogkommission gewählt. Er gehört hier zur Beratungsgruppe für Fragen der Ökumene.

Die Konferenz der Bischöfe und Präsidenten der Lateinamerikanischen Kirchen (kurz COP) trat im April 2003 in El Salvador und im April 2004 in São Leopoldo, Brasilien, zusammen. Diese vom LWB getragenen jährlichen Begegnungen sind sehr wichtig für die Stärkung der Kirchengemeinschaft in Lateinamerika, für die gegenseitige Information und die Abstim-mung von gemeinsamen Vorhaben. Abgesehen von diesen kontinentalen Tagungen treffen sich ebenfalls jährlich die leitenden Persönlichkeiten der LWB-Kirchen, die im Süd-Konus von LA näher zusammenrücken. Im Oktober 2003 traf man sich in Buenos Aires, Argentinien, im September 2004 in Viña del Mar, Chile. Von dieser letzten Tagung wurde u. a. eine Erklärung in Bezug auf die Illegitimität der Auslandsschulden herausgegeben. Andere Themen: Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Kooperation, Personalaustausch, Aktionsprogramme des LWB, Konsultation über Entwicklung (in Resistencia, Argentina), das Bischofsamt, Frauenarbeit in den Kirchen.

Eine Tagung von lutherischen Frauen des Süd-Konus fand im Mai 2004 in São Leopoldo statt, und zwar unter der Schirmherrschaft des LWB-Sektors Frauen in Kirche und Gesellschaft. Frau Vera Liane Roth (Präsidentin des Rates der hier gastgebenden Synode Rio dos Sinos) ist die Koordinatorin dieser Arbeit. Thema: Frauen auf der Suche des Lebens in Fülle – junge Frauen suchen Beteiligungsraum und erfülltes Leben in der Kirche. Auf dieser Tagung wurde die Anregung der Schwesterkirchen der Region nochmal unterstrichen, dass auch die IECLB ein Sekretariat für die Frauenarbeit einrichte.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), hier vertreten durch den OKR Peter Weigand, im EKD-Kirchenamt zuständig für unseren Kontinent, koordiniert die Kooperation EKD-IECLB allgemein und speziell die Pfarrer-Austauschprogramme, die Postgraduierten-Studien-projekte und die selbstgestalteten Studienreisen. Im Februar 2003 fand in Hannover auf Einladung der EKD eine sehr bedeutungsvolle Tagung der EKD und ihrer Partnerorganisa-tionen mit dem Kirchenpräsidenten und dem 2. Stellvertretenden Präsidenten der IECLB statt. Die IECLB bekommt von der EKD finanzielle Unterstützung für verschiedene Zwecke, so z. B. für das Forschungsprojekt “IECLB – Profil und Tendenzen”, in dem Dr. Gerd Uwe Kliewer die statistischen Zahlen der IECLB in Bezug auf Wachstum bzw. Schrumpfung und deren Ursachen interpretiert.

Das Gustav-Adolf-Werk, bzw. der Gustav-Adolf-Verein ist einer der ältesten und treusten Partner brasilianischer Gemeinden. Nach vorhandenen Unterlagen begannen die Hilfeleis-tungen 1853 mit einer Gabe von 60 Talern gerade an die Gemeinde hier in São Leopoldo für den Zweck, Bibeln und Gesangbücher zu kaufen. So also förderte der Gustav-Adolf-Verein das Bibellesen und das gottesdienstliche Leben der Evangelischen in Brasilien. Hilfen für die Sammlung von Gemeinden in Brasilien, z. B. durch den Bau von Pfarrhäusern und Gemeinde-zentren, stehen heute noch jedes Jahr im Projektkatalog des GAW. Dafür sind wir dankbar. Bei der Einführung des neuen GAW-Vorstands in Bremerhaven, am 26.9.2004, war die IECLB durch Synodalpfarrer Manfredo Siegle vertreten

Innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist der Martin-Luther-Verein der ältere Partner, zumal der ehemalige Lutherische Gotteskasten schon 1896 den ersten Missionar nach Brasilien ausgesandt hat. Und danach kamen viele andere Sendlinge aus Neuendettelsau, die durch ihren treuen Einsatz wesentlich dazu beigetragen haben, der IECLB das konfessionelle Profil zu geben. Noch heute wird eine grosse Anzahl von Gemeindeaufbau-Projekten durch den MLV unterstützt. Seit 1980 besteht ein Partnerschaftsvertrag zwischen den beiden Kirchen. Alle zwei Jahre finden gemeinsame Konsultationstagungen statt. Die letzte Konsultation tagte Anfang Oktober 2003 in Tutzing, Deutschland. Viele gemeinsame Anliegen stehen auf diesen Konsultationen zur Debatte: Stellen für Austauschpfarrer, Rechenschaftsberichte über finanzielle Hilfen für missionarische Projekte (und deren Kürzungen), Dreiervertrag Bayern-Brasilien-CILCA für die Aufgaben in Mittelamerika, wo IECLB-Pfarrer dank der Hilfe aus Bayern zum Einsatz kommen. Wir sind sehr dankbar für die vielerlei Hilfen aus Bayern. Der ehemalige Präsident P. Huberto Kirchheim wurde für 2003 und 2004 für eine besondere Mitar-beit im Missionswerk-Bayern berufen und wird Anfang 2005 zurückkehren.

Mit der Kirche von Norwegen ist am 25. Juli 2003 in Winnipeg/ Kanada ein Partnerschaftsver-trag unterzeichnet worden. Die Unterzeichnung innerhalb der 10. Vollversammlung des LWB konnte besonders eindrucksvoll gestaltet werden. Kooperation mit der Norwegischen Missions-gesellschaft besteht schon seit 1978, und durch sie wurden missionarische, diakonische und katechetische Aufgaben unterstützt sowie auch die theologische Ausbildung. Der Kirche von Norwegen sind wir dankbar für die Gabe von 60.000 NKronen für die Einführung des neuen Gottesdienstbuches der IECLB. [Eine erste offizielle Delegation der Norwegischen Kirche ist aus Anlass dieser Kirchenversammlung in Brasilien.]

Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELCA) – Pastorin Raquel Rodriguez, ELCA-Referentin für Lateinamerika und die Karibik, hat im Oktober 2003 verschiedene Arbeitsfelder und Projekte der IECLB besucht, die durch die ELCA gefördert werden. Sehr wertvoll sind die Stipendien für post-graduierte Studien in den USA. Die ELCA fördert auch die Süd-Süd-Kooperation, z. B. den missionarischen Einsatz der IECLB in Mozambik. Infolge von Partnerschaften zwischen Synoden der ELCA und der IECLB und zwischen Ausbildungsstätten ergeben sich vielerlei Kontakte, Besuche hin und her und ein anregender Erfahrungsaustausch.

Evangelisch-Lutherische Kirche von Japan – Der Präsident dieser Kirche, P. Masatoshi Yamanouchi, und der Vizepräsident besuchten die IECLB und die nipo-brasilianischen Gemeinden in São Paulo im Oktober 2003. Infolge der Beratung der Kirchenleiter wurde der Kooperationsvertrag revidiert.

Durch das Evangelisch-Lutherische Missionswerk in Niedersachsen (ELM) werden verschiedene Projekte in Brasilien unterstützt. Personal wird durch die EKD entsandt bzw. berufen. Pfr. Günter Wehrmann (ursprünglich durch das ELM entsandt, heute Pfr. der IECLB) ist in Hermannsburg der für Lateinamerika zuständige Referent. Er besuchte die IECLB im Oktober 2003 und im März 2004. Im Mai 2004 hat Pfr. Joachim Wörner den Pfarrdienst in Brasília/Sobradinho übernommen. [Pfr. Martina Helmer-Pham Xuan, ELM-Direktorin, wird auf der Kirchenversammlung anwesend sein und auch das Gustav-Adolf-Werk vertreten als dessen Stellvertretenden Vorsitzende.]

Mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche Brasiliens (IELB) unterhält die IECLB verschiedene Kooperationsprojekte, vorwiegend im Bereich der Kommunikation und der Publikationen (Auswahl aus Luthers Werken, gemeinsames Andachtsbuch). Der Reformationstag wird an manchen Orten gemeinsam gefeiert. Es gibt hin und wieder auch Spannungen zwischen Pfarrern und Gemeinden. Aber anhand der durch den Kooperationsvertrag gegebenen Richtlinien wird von den Kirchenleitern darüber offen gesprochen. Im März 2003 wurde eine von beiden Kirchen unterzeichnete Stellungnahme gegen den Krieg im Irak und für den Frieden veröffentlicht. Am 11. Januar 2004 hat die IECLB an der Hundertjahrfeier der IELB teilgenommen und diese in die allgemeine Fürbitte aufgenommen. Aus Anlass der 475 Jahre der Confessio Augustana soll Juni 2005 eine III gemeinsame Studienkonferenz veranstaltet werden.

Römisch-Katholische Kirche – Am 20.9.2003 fand in São Leopoldo eine Begegnung von Synodalpfarrern mit kath. Bischöfen statt. In einem ökumenischen Gottesdienst während der 41. Brasilianischen Bischofskonferenz, am 5.5.2003, hat P. Altmann die Predigt gehalten. Beide Kirchen haben ihren Pfarrern empfohlen, den 5. Jahrestag der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung am 31.10.2004 in den katholischen und evangelisch-lutherischen Gemeinden zu feiern. Im November 2004 wird das 5. bilaterale Studienseminar sich mit dem Thema Apostolische Tradition befassen.

Brasilianische Bibelgesellschaft (SBB) – Am 13.9.2004 hat der Kirchenpräsident als einer der Direktoren an der Hauptversammlung der SBB in Barueri/SP teilgenommen. Die SBB produziert jährlich über 4 Millionen Bibeln, in 16 Sprachen, für 52 Länder. Im Blick auf das 24. Konzil und die 180 Jahre des Bestehens evangelischer Gemeinden hat die IECLB bei der SBB eine Bibel mit eigenem Umschlag bestellt. Die Herausgabe einer Studienbibel mit Einleitungen und Texten von Luther ist in Vorbereitung. Die Literaturkommission der beiden lutherischen Kirchen wird die Texte besorgen.

Neue Akzentsetzungen in der IECLB – Im Jahr 2003 wurden zwei nationale Foren durchgeführt, und zwar über den Religionsunterricht an Schulen (Mai) und über den Konfirmandenunterricht (August), beide koordiniert durch die Abteilung für Katechese. Im Mai 2004 fand das nationale Forum über die Einheit und die Identität im brasilianischen Kontext statt. Das Ergebnis wird dem 24. Konzil zur Debatte und Annahme vorgelegt. Für 2005 sind zwei Foren vorgesehen, und zwar über Glaube und Verpflichtung und die Evaluierung der neuen Kirchenstruktur. Für 2006 steht die Evaluierung des Missionarischen Aktionsplans an.

Beratungsgruppen – Mit Beginn des Mandats hat die Präsidentschaft dem Rat der Kirche die Bildung von Beratungsgruppen vorgeschlagen, um die Kirchenleitung in Bezug auf verschiede-ne Anliegen und aktuelle Themen mit spezifischen Beiträgen zu unterstützen. Es wurden dar-aufhin sechs Gruppen aus Theologen und Laien für die folgenden Themenbereiche gebildet: Theologie und Bekenntnis; Mission; Ökumene; Öffentliche Verantwortung; Genderfragen; Eth-nische Fragen. Die Gruppen haben sich im September 2003 und im April 2004 versammelt und jeweils für ihre spezifischen Bereiche wertvolle Anregungen und Aktionsformen vorgeschlagen. Im Falle von Hirtenbriefen oder Stellungnahmen zu bestimmte Fragen konnte der Kirchenprä-sident sich von den zuständigen Gruppen schon wiederholt Unterlagen geben lassen.

Das Jahresthema für 2004 – Auf Wegen der Hoffnung – wurde am 23.11.2003 (Ewigkeitssonntag) lanciert. Es wurden zahlreiche Unterlagen für die Behandlung des Themas und der dazugehörigen biblischen Losung (Eph. 4,3) in Gruppen und Veranstaltungen, sowie auch für Radioprogramme, verteilt. Diese gemeinsame Behandlung des Jahresthemas stärkt die Einheit in der grossen Diaspora. Am 1. Adventssonntag werden die Gemeinden Zeichen der Hoffnung zusammentragen und austauschen.

Jahresthemen – Für 2005 hat die IECLB das Thema der Vollversammlung des ÖRK (Porto Alegre, Februar 2006) angenommen: Gottes Gnade verändert die Welt. Dazu haben wir als biblische Losung das Wort aus Römer 12,2a gewählt: Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes. Es handelt sich um die erste ÖRK-Voll-versammlung in Lateinamerika, und die IECLB ist kräftig mit engagiert. Das soll auch durch das gemeinsame Thema unterstrichen werden. 2005 wird die IECLB sich mit den CONIC-Kirchen auch an der diesmal Ökumenischen Kampagne der Geschwisterlichkeit (Campanha da Fraternidade, eine Tradition der kath. Bischofskonferenz) beteiligen. Sie steht unter dem Thema Solidarität und Frieden und unter dem biblischen Motto Selig sind die Friedfertigen (Matth. 5,9). Diese Kampagne wird ihren Schwerpunkt in der Passionszeit von 2005 haben. Danach wird das Thema der IECLB und des ÖRK behandelt und bis zur Vollversammlung des ÖRK ausgedehnt.

[Es folgt eine Aufzählung von internationalen, nationalen, ökumenischen u. a. Veranstaltungen, an denen VertrerInnen der IECLB in den Berichtsjahren teilgenommen haben.]

Fürbitten – Auf Vorschlag des Kirchenpräsidenten (vom Rat angenommen) gingen in den Berichtsjahren laufend Empfehlungen an die Gemeinden, für bestimmte Anliegen eine Fürbitte in das allgemeine Kirchengebet einzuschliessen. Diese Gebetskette ist eine weitere Initiative, die Einheit der Kirche an der geistlichen Basis zu stärken. Im Bericht werden 18 Anliegen der Fürbitte genannt.

Im Gespräch mit innerkirchlichen Bewegungen

Die Missão Evangélica União Cristã (MEUC) ist aus der Gnadauer Brasilienmission hervorgegangen. Die vorhandenen Richtlinien für die innerkirchliche Kooperation (von 1997, mit Adenda von 2001) erwiesen sich als unzureichend. Deshalb wurde eine neue Dialogkommission gebildet. Die Richtlinien sollen für die z. T. neuen Situationen auf Gemeindeebene klare Kriterien geben. Es haben zwei Dialogrunden stattgefunden, und man hofft bis März/April 2005 ins Einvernehmen zu kommen. Zur Debatte stehen u.a. Fragen darüber, wie Gemeinden, die aus der Gemeinschaftsarbeit entstehen, sich strukturell und juristisch in eine bestehende Gemeinde und in die IECLB einordnen; inwiefern MissionarInnen der MEUC von der IECLB übernommen/ ordiniert werden können; wie stark die MEUC sich strukturell in die IECLB ein-bindet, ohne ihre aus dem deutschen Pietismus ererbte historisch-theologische Identität und ihr Profil als innerkirchliche Gemeinschaftsbewegung zu verlieren. Die Ausbildungsstätte der MEUC, Faculdade Luterana de Teologia, in São Bento do Sul/SC, ist von der IECLB anerkannt.

Mit den Leitern des Movimento Encontrão (ME, Bewegung der grossen Begegnung) hatte der Kirchenpräsident am 17.11.03 einen Dialog über den Alpha-Kurs, zumal in der Durchführung dieses Kurses in einigen Gemeinden Fragen in Bezug auf die Kompatibilität mit der konfessionellen Basis der IECLB aufgetaucht waren, besonders was die Lehre des Heiligen Geistes betrifft. Es wurden Gutachten von drei Theologen und vom ME selbst eingeholt, die z. T. noch ausstehen bzw. noch nicht verglichen wurden. Die Bewegung unterhält in Curitiba die Faculdade de Teologia Evangélica, deren Kurrikulum mit den übrigen Ausbildungsstätten der IECLB abgestimmt wurde. Auch unterstützt sie die Projekte Missão Zero.

Pastoral Popular Luterana – Der Kirchenpräsident und der 1. Vizepräsident haben im Februar 2003 an dem grossen Treffen dieser Bewegung (Celebrar Jeitos) in Marechal Cândido Rondon/PR teilgenommen. Am 14.5.04 hatte der Kirchenpräsident ein Gespräch mit der Koordination der Bewegung in Curitiba über künftige Projekte und über Einschränkungen infolge fehlender Mittel.

Die Charismatische Bewegung hat sich in ihrer Selbstdarstellung an einem runden Tisch während des Forums der Einheit (Mai 2004) als konfliktvolle Bewegung blosgestellt, zumal von P. Luiz Henrique Scheidt Praktiken zugegeben wurden, die von der Kirche als Wiedertaufe verstanden werden könnten. Der Pfarrer wurde zu einem Gespräch am 9.7.04 nach P. Alegre eingeladen. Danach wurde eine schriftliche Darstellung über Tauflehre und Taufpraxis sowie infiltrierende Aktivitäten in verschiedenen Synoden angefordert. Zu den erhaltenen Dokumenten wurden theologische Gutachten erbeten. Die Sache kam auf die Tagesordnung des Rates, der verschiedene Massnahmen empfohlen hat, um die Bewegung in angemessenen Grenzen zu halten und die Einheit der Kirche zu wahren.

Einheit und Zeugnis – Das Thema der Einheit ist also wieder aktuell. Es geht nicht darum, alles in ein uniformes Schema zu pressen, sondern gemeinsam auf dem Boden des Evangeliums der Gnade zu bleiben und die christliche Freiheit zu leben im Sinne von 1. Kor. 10,23, alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. In dieser Freiheit verbinden sich die Gemeinden, ohne Uniformität aber auch ohne Antagonismen, indem sie sich bemühen, die konziliaren Beschlüsse zu befolgen und so zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens (Eph. 4,3), wie es in unserer Jahreslosung heisst.

In memoriam – zum Gedenken an die Verstorbenen (s. Aufstellung.)

Zum Schluss
Wir kommen zurück zum kostbaren Gut der christlichen Freiheit, Gabe und Aufgabe … so seid ihr wirklich frei (Joh. 8,36). Das ist kein leichtsinniges Jesuswort, sondern eine wirkungsvolle Verheissung. In dieser Freiheit können wir auch die abgebrochene Beziehung zu Gott und zum Nächsten wiederherstellen. Denn das ist die eigentliche Sünde: der Bruch in der Vertrauensbeziehung zu Gott und in der Nächstenliebe. Glaube an Christus impliziert notwendigerweise die Nächstenliebe. Diese Wiederentdeckung machte die Reformation zu einer befreienden Bewegung. Und diese Wiederentdeckung hat nichts von ihrer Zentralität und Akltualität verloren. Wir vertrauen darauf, dass sie auch inmitten aller Unzulänglichkeiten als ein Kennzeichen unserer IECLB gewahrt bleibt. Aber sie kann niemals als Besitz verstanden werden, der uns definitiv garantiert bliebe, sondern sie muss immer aufs Neue und von jedem Einzelnen angenommen und praktiziert werden. In dieser Freiheit werden sich Gemeinden bilden, Glaubensgemeinden, in denen die Geschwister sich der wirklichen Freiheit bewusst sind – ein Geschenk, von dem sie unermüdlich Zeugnis ablegen.

Porto Alegre, den 1. Oktober 2004
Walter Altmann
Kirchenpräsident